Ein Morgen am Bingenheimer Ried
Aufstehen vor Sonnenaufgang, zwei Tassen Kaffee, die Fotoausrüstung einpacken. Erst noch Gabi abholen und dann geht's um 5:30 Uhr zusammen los zum Bingenheimer Ried. Wir erhoffen uns eine schöne Morgenstimmung vielleicht noch Frühnebel und freuen uns auf Kiebitze und zahlreiche aktive Wasservögel. Schon bei der Fahrt über die leicht hügeligen Felder in der Wetterau kurz nach Sonnenaufgang wird klar, dass sich das frühe Aufstehen gelohnt hat.
Als wir den Weg hinunter zum Ried laufen, erhebt sich eine weiße Nebeldecke über die Felder, die Landschaft ist in warmes Morgenlicht getaucht. Auf dem Wasser ist es noch ruhig. Ein kleiner Zwergtaucher, weiße Höckerschwäne, Kiebitze, Graureiher und eine Rohrweihe, die beutesuchend über das Ried fliegt. Ein Silberreiher stakst vor dem Schilf durchs Wasser, bleibt mit schiefgestelltem Hals stehen und starrt ins Wasser. Dann stößt er pfeilschnell zu und hat einen kleinen Fisch erbeutet.
Wir gehen weiter am Ried entlang, wo schon der Anblick eines weiteren Fotografen signalisiert, dass hier was Interessantes zu sehen ist. Und tatsächlich, hier sind kleine Kiebitzküken unterwegs und suchen am flachen Ufer nach Beute. Die Kiebitzeltern sind in der Nähe und geben von Zeit zu Zeit Warnrufe ab, sobald eine Krähe oder ein Raubvogel sichtbar wird. Diese werden von ihnen auch heftig in der Luft attackiert. Dann hören wir für kurze Zeit dieses merkwürdige Geräusch. Undefinierbar, irgendwie außerirdisch. Es klingt ganz nah, aber man sieht einfach nichts. Da ich einen solchen Moment hier schon einmal zu einem anderen Zeitpunkt im letzten Jahr erlebt habe, bin ich mir sicher, dass uns gerade eine Bekassine uns überflogen hat. Letztes Jahr drehte sie ein paar Runden und es ist mir gelungen, sie im Flug zu fotografieren. Das merkwürdige Geräusch, das beim Fliegen entsteht, hängt mit der Stellung ihrer Schwanzfedern zusammen. Ein eindrucksvolles Erlebnis. Dieses Mal haben wir die Bekassine leider nicht gesehen, aber ich stelle die Fotos von den anderen Begegnungen mal hier mit rein.


Vom zweiten Aussichtspunkt aus beobachten wir Rauchschwalben, die dicht übers Wasser fliegen und immer wieder hinein"dippen". Einen solchen Moment festzuhalten, wird eine fotografische
Herausforderung, denn es geht einfach wahnsinnig schnell. Für einen kurzen Moment sehen wir kurz einen Eisvogel - leider ist er zu schnell wieder weg. Heute kein Blau- oder Schwarzkehlchen. Dafür
eine Bachstelze, viele Meisen und Sperlinge, ein paar Teichrohrsänger. Und natürlich viele Graugänse. Auf dem Wasser ein Haubentaucher, eine Reiherente (?) und Löffelenten mit dem
charakteristischen breiten, schwarzen Schnabel.
Ein wieder mal besonderer Morgen am Bingenheimer Ried. Jeder Besuch ist wieder anders, aber es ist jedesmal wie ein kleiner Kurzurlaub, jedenfalls für mich als Stadtmenschen. Und ich merke: je
mehr man verschiedene Tierarten kennenlernt und beobachtet, desto mehr bin ich fasziniert von der Natur!
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